FWF-Projekt V474-G23 / Elise Richter
Projektleiterin: Elise-Richter-Stipendiatin Dr. Maria Oikonomou
Beginn: 1.3.2016
Ende: 31.10.2018

Transcribing Borders Elements of a Literature of Migration

Das Projekt nimmt literarische Texte in den Blick, die aus der MIGRATION erwachsen, sie thematisieren oder anders ihren Diskursfeldern zuzurechnen sind. Es erweitert die bisherige Forschung zu diesem hochaktuellen Gegenstand durch eine Analyse dezidiert textästhetischer Aspekte und verschiebt damit den Fokus von soziopolitischer ‘Dokumentation’ auf TRANSKULTURELL-KÜNSTLERISCHE FORM(ULIERUNG)EN von Migrationsprozessen. Die Fallstudien des Projekts stützen sich auf die NEUGRIECHISCHE LITERATUR VOM 19. JAHRHUNDERT BIS ZUR GEGENWART (das umfasst u.a. Texte, die von ‘Griechen’, von Einwanderern, von griechischen Emigranten [auch in der Sprache ihres Gastlandes] verfasst sind). An ihr werden zentrale Motive und Figurationen sowie stilistische und sprachliche Gesichtspunkte expliziert, um die Dominanten und historischen Verschiebungen ‘griechischer Migrationsliteratur’ nachzuzeichnen und sie als Basismaterial für eine KOMPARATISTISCHE BETRACHTUNG anderer Literaturen bereitzustellen. Das gewählte literarische Feld bietet sich für die Studie insofern an, als es einem zutiefst von Migration geprägten Raum angehört und zugleich enge intertextuelle Beziehungen zu anderen europäischen und westlichen Literaturen unterhält, während seine weite Definition (s.o.) bereits Texte unterschiedlichster nationaler oder kultureller Sphären umfasst. Auf der Basis extensiver Lektüren ist die geplante Studie von Elementen der Migrationsliteratur durch die Leitkonzepte KÖRPER UND RAUM gegliedert: Einerseits greift Migration in den Körper des literarischen Subjekts ein und produziert somatische ‘Abweichungen’ (in Richtung des Hybriden, Untoten, Animalischen, Mechanischen, Unwahrnehmbaren ...), die ihrerseits Sprache und Struktur des jeweiligen Texts affizieren. Andererseits erforscht das Projekt die spezifischen Topographien der Migrationsliteratur zwischen abgegrenzten, ‘gekerbten’ Territorien und dynamischen, ‘glatten’ Ebenen. Derweil dienen die beiden Leitbegriffe weniger der Exklusion möglicher nichtsomatischer, temporaler oder linguistischer Elemente des Migratorischen – vielmehr schaffen sie einen flexiblen Rahmen, der durch konkrete Textanalysen modifiziert werden kann. Das Projekt besitzt vielfältige INNOVATIVE ZÜGE: Es hebt sich von vielen kulturwissenschaftlichen und soziologischen Annäherungen durch seinen Fokus auf positive, kreative und ästhetische Aspekte von Migration ab; es widmet sich oftmals vernachlässigten literarischen Strategien und Motiven (etwa dem migrantischen Körper); es liefert die erste umfassende Aufarbeitung von Thematiken und Schreibweisen der Migration in der griechischen Literatur; es überschreitet die historischen und monolingualen Grenzen vergleichbarer Untersuchungen durch seine komparatistische und transkulturelle Ausrichtung. Auf diese Weise macht Grenzüberschreibungen das Zeitphänomen der Migration in seinen ästhetischen Aktualisierungen beschreibbar.