Die Hymnen des Romanos Melodos

Marienvision des Romanos in der Darstellung einer Miniatur des ausgehenden 10. Jahrhunderts (des im Vatikan aufbewahrten Menologion des byzantinischen Kaisers Basileios II., Codex Vaticanus graecus 1613, datiert kurz nach 979). Das Bild zeigt den jugendlichen, schlafenden Romanos. Maria steht rechts hinter ihm und hält Romanos mit ihrer Rechten in einer eleganten Geste eine verschnürte Schriftrolle an den Mund, auf daß er diese verschlinge.

Der Melode Romanos (* um 485 in Emesa / Homs, Syrien, † wahrscheinlich vor 562 in Konstantinopel) lebte als Byzantiner syrischer Abkunft zur Zeit des Kaisers Justinian I. in Konstantinopel. Der Dichter, Komponist und Sänger gilt als der bedeutendste Hymnograph der byzantinischen Zeit. Der Legende nach wurde ihm seine Begabung durch ein Wunder während einer Vision von der Mutter Gottes in den Mund gelegt, worauf er tausend Hymnen ("Kontakia") geschaffen habe. Tatsächlich sind in spätbyzantinischen Sammelhandschriften ("Kontakaria") unter dem Namen des Romanos etwa neunzig Hymnen überliefert, von denen die Forschung heute knapp sechzig als echt anerkennt.

Im Verlauf des Projekts werden zum ersten Mal alle Romanos zugehörigen Hymnen in die deutsche Sprache übersetzt und mit einem Kommentar versehen. Parallel dazu laufen Untersuchungen zur inhaltlichen und rhythmischen Struktur und zum theologischen Gehalt der Hymnen des Romanos und seines hymnographischen Umfeldes in der Zeit vor dem Ikonoklasmus.

Bisher erschien, neben zahlreichen Einzeluntersuchungen von Herbert Hunger und Johannes Koder, ein Band mit Übersetzungen von neunzehn Hymnen zu Hochfesten des orthodoxen Kirchenjahres: Mit der Seele Augen sah er deines Lichtes Zeichen, Herr ... Hymnen des orthodoxen Kirchenjahres von Romanos dem Meloden, aus dem Griechischen übertragen von J. Koder, Wien 1996.

 

Projektleiter:
Prof. Dr. Johannes KODER
Institut für Byzantinistik und Neogräzistik der Universität Wien
Postgasse 7/1/3
A-1010 Wien
johannes.koder@univie.ac.at