Byzantinische Siegelkunde

In Zusammenarbeit mit der Kommission für Byzantinistik der Österreichischen Akademie der Wissenschaften wurde eine systematische Photothek der erhaltenen byzantinischen Siegel - in erster Linie Bleisiegel, wogegen Gold-, Silber-, Wachs- und Tonsiegel numerisch weniger ins Gewicht fallen - aufgebaut und laufend erweitert. Von schätzungsweise 80.000 Bullen existieren von mehr als der Hälfte Photos in Wien (es handelt sich mit Abstand um die größte einschlägige Photosammlung der Welt!), wovon mehr als 24.000 bereits aufgearbeitetet sind. Manche dieser Materialien sind ediert, vieles hingegen nur mangelhaft oder gar nicht veröffentlicht. Auf dieser Basis werden sowohl methodologische Untersuchungen durchgeführt (z.B. zur Frage der immer genaueren Datierung oder der Zuweisung verschiedener Siegeltypen an eine einzelne Person) als auch die historische, verwaltungsgeschichtliche, historisch geographische und kunsthistorische Auswertung dieser Primärquellen vorangetrieben. Zu einem sehr hohen Prozentsatz weisen die Siegel griechische Legenden auf, sehr oft auch bildliche Darstellungen. Die Legenden können bestimmten Formularen folgen (im Idealfall Anrufung, Name, Rangtitel, Amt bzw. Kommando, Amtsbereich und Familienname) oder auch metrisch als Zwöfsilber gefaßt sein (wobei bis zu fünf Verse auf einem einzigen Siegel erscheinen). Neben größeren und kleineren Publikationen (teilwiese in internationaler Zusammenarbeit) zählt auch die Bibliographie zur byzantinischen Siegelkunde zu den Agenden des Projekts. Nicht zuletzt wäre die Betreuung von Spezialausstellungen zu nennen (die Ausstellung "Das byzantinische Siegel als Kunstwerk" wurde 1997/98 im Bode Museum in Berlin gezeigt und soll auch noch in anderen Städten präsentiert werden).

 

Projektleiter:
Prof. Dr. Werner SEIBT
Institut für Byzanzforschung der ÖAW
Wohllebengasse 12-14
A-1040 Wien
werner.seibt@assoc.oeaw.ac.at